Zunfthäuser mit verschnörkelten Giebeln, abgewetztes Kopfsteinpflaster, nette Straßencafés und der Duft von warmen Waffeln, der durch die verwinkelten Gassen weht – Brüssel ist geradezu ideal für eine kleine Auszeit vom Alltag.
Die belgische Hauptstadt ist zudem auch noch recht übersichtlich und lässt sich prima an einem Tag erkunden.
Und was man alles so an einem Tag sehen und erleben kann, erzähle ich dir nun in diesem Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Goede dag, Brussel!
Die Sonne scheint, der Himmel ist strahlend blau und ein ganzer Tag in der belgischen Hauptstadt liegt vor mir. Gutgelaunt setze ich meinen Rucksack auf und mache mich auf den Weg. Meine Besichtigungstour beginnt am Busbahnhof an der Rue du Cardinal Mercier bzw. Kardinaal Mercier Straat. Da es in Brüssel zwei Amtssprachen gibt, nämlich Französisch und Flämisch, die belgische Variante der niederländischen Standardsprache, werden alle Straßennamen, Plätze und Haltestellen zweisprachig dargestellt. Die Schilder und Wegweiser sind dementsprechend groß und somit kaum zu übersehen. Sich in dieser Stadt zu verlaufen ist also nicht nur wegen des kompakten Stadtzentrums ziemlich unwahrscheinlich – sehr, sehr praktisch!
Place Poelaert
Nur wenige Schritte vom Busbahnhof entfernt, befindet sich der Gare Centrale, der Hauptbahnhof. Hier steige ich in die U-Bahn (Métro de Bruxelles) und fahre hinauf zum Aussichtspunkt am Place Poelaert. Vor mir liegen die engen, verwinkelten Gassen des Volksviertels Marolles, dahinter ragen die gotischen Türme und barocken Kuppeln rund um den Grand’ Place in der historischen Altstadt empor und am Horizont stehen die unvermeidlichen grauen Wohnblocks der neueren Bezirke. Ganz klein und ein wenig verschwommen zeigt sich in der Ferne das Atomium, neben dem Manneken Pis ein weiteres Wahrzeichen der Stadt, das ich mir aber erst später anschauen werde.
Metro 2: Louise
Saint-Jacques-sur-Coudenberg
Nach einer Weile mache ich mich langsam auf den Weg hinab ins historische Stadtzentrum. Ich schlendere durch schmale Straßen, komme an der Kirche Saint-Jacques-sur-Coudenberg, dem Sitz des belgischen Militärbischofs, vorbei und erreiche schließlich den königlichen Palast.
Straßenbahn 92, 93: Palais, Royale oder Bus 27, 33, 95: Royale
Palais Royal (Koninklijk Paleis)
Der Königliche Palast (Palais Royal oder Koninklijk Paleis) thront auf einem kleinen Hügelrücken über der Altstadt. Einst stand an seiner Stelle die Hofburg der Burgunder und Habsburger, die im Jahre 1731 einem großen Feuer zum Opfer fiel.
An ihre Stelle trat eine kleinere Residenz, die Wilhelm I., König der Niederlande, zu einem prunkvollen Palast ausbauen ließ. 1830 wurde Belgien unabhängig und der neue belgische König Leopold I. wählte den Palast zu seinem Amtssitz. Bis zum Tod von Königin Astrid 1935 wurde der Palast als Residenz des belgischen Königshauses genutzt. Danach siedelte die königliche Familie in das Schloss Laeken im Norden Brüssels über, wo sie bis heute wohnt. Der Palais Royal im Zentrum ist jedoch noch immer der offizielle Sitz und dient dem König für Staatsempfänge und andere Amtspflichten.
Straßenbahn 92, 93: Palais, Royale oder Bus 27, 33, 95: Royale
Mont des Arts
Ich laufe weiter und komme durch die üppig bepflanzte Gartenanlage Mont des Arts, die die unteren Stadtteile mit der Oberstadt verbindet. Etwas versteckt, aber schon von Weitem zu hören, ist das Carillon du Mont des Arts, ein gigantisches Glockenspiel, das viertelstündlich vom Torbogen über der Rue Mont-des-Arts erklingt. Es besteht aus 24 Glocken der Glockengießerei Paccard und ist an der Fassade des Palais de la Dynastie zu sehen. Das dazugehörige Wandbild, eine sternförmige Uhr, wurde vom belgischen Architekten und Maler Jules Ghobert entworfen und funkelt golden in der Sonne.
Place de l’Albertine/Rue Mont-des-Arts/Rue Montagne de la Cour, Metro: Gare Centrale
Manneken Pis
Nun wird es voller. In der historischen Altstadt herrscht ein reger Trubel. Schokoladengeschäfte, Waffelbuden und Souvenirläden mit handgeklöppelter Brüsseler Spitze, die jedoch meist maschinell in Asien gefertigt wird und oft ihr Geld nicht wert ist, säumen die verwinkelten Straßen. Ich bin auf der Suche nach dem Manneken Pis (niederländisch für „pissendes Männlein“), dem berühmten urinierenden Knaben, um den sich zahlreiche Legenden ranken und der die zwanzé, den typisch Brüsseler Witz, symbolisiert. Die barocke Bronzefigur aus dem Jahre 1619 wurde schon mehrmals entführt und von Bewunderern mit niedlichen Kostümen beschenkt.
Ich schaue mich suchend um. Hier muss er doch irgendwo sein, der Liebling der Touristen. Und tatsächlich, an einer unscheinbaren Ecke und von unzähligen Besuchern verdeckt, steht ein kleiner Brunnen mit einem noch kleineren Männlein. Wirklich winzig ist „le Petit Julien“, wie der pinkelnde Knirps auch genannt wird. Knapp 60 cm hoch. Kein Wunder, das ich ihn beinahe übersehen hätte.
Ecke Rue du Chêne/Rue de l’ Etuve, Metro: Bourse, Bus 33: Manneken Pis
Meine Tipps rund um den Manneken Pis:
Elisabeth (Rue de l’ Etuve 55) Das nette kleine Schokoladengeschäft liegt direkt gegenüber des Brüsseler Wahrzeichens.
Poechenellekelder (Rue du Chêne 5) Ebenfalls direkt gegenüber befindet sich diese urgemütliche, rustikale Kneipe mit riesiger Bierauswahl. Es werden verschiedene Snacks für den kleinen Hunger angeboten (besonders lecker ist die Käseplatte) und im Sommer kann man draußen sitzen und die verwunderten Touristen vor dem Manneken Pis beobachten („Och, der ist aber klein!“).
Kokob (Rue des Grands Carmes 10) Es müssen ja nicht immer belgische Waffeln, Pralinen oder Moules Frites sein! In diesem äthiopischen Restaurant gibt es neben leckeren Fleisch- und Fischgerichten auch jede Menge vegetarische Speisen: Linsen in würziger Tomatensoße, gefüllte Samosas, Fladenbrot aus Teffmehl …
Grand‘ Place (Grote Markt)
Vom Manneken Pis ist es nicht weit bis zum Grand’ Place („Großer Platz‘“), dem zentralen Platz der belgischen Hauptstadt. Mit seiner geschlossenen barocken Fassadenfront und dem gotischen Rathaus (Hôtel de Ville) gilt er als einer der schönsten Plätze Europas. An Wochentagen gibt es hier jede Menge Blumen zu kaufen, sonntags findet der Vogelmarkt statt und im Juli endet hier der sogenannte Ommegang, ein farbenprächtiger Umzug in historischen Kostümen, der bereits seit Mitte des 14. Jahrhunderts stattfindet. Alle zwei Jahre wird auf dem Platz zudem ein riesiger Blumenteppich ausgebreitet.
Ich schlendere über das ausgetretene Kopfsteinpflaster, kaufe mir in einem der zahlreichen Straßencafés einen „Coffee to go“, setze mich auf die breite Treppe zur Maison du Roi, dem Stadtmuseum, in dem unter anderem die kleinen Kostüme des Manneken Pis ausgestellt werden und bestaune die üppigen Zunfthäuser mit ihrem reichen Skulpturenschmuck und den aufwendig gestalteten Giebeln.
Kleiner Tipp: Falls du einen Trip nach Brüssel planst und noch auf der Suche nach deiner großen Liebe bist, solltest du mal am Denkmal von Ritter Everard ’t Serclaes vorbeischauen und über seinen Bronzearm streicheln – angeblich erscheint sie innerhalb eines Jahres.
Metro: Bourse
Zinneke Pis
Weiter geht es zur Bronzeskulptur Zinneke Pis, was im Brüsseler Dialekt in etwa so viel wie „räudiger Straßenköter“ bedeutet. Die Skulptur, eine Ergänzung zur bekannten Brunnenfigur Manneken Pis und seines weiblichen Pendants Jeanneke Pis aus dem Jahre 1985, stellt einen an einen Pfahl urinierenden Hund dar und steht seit 1998 an der
Kreuzung der Rue des Chartreux/Kartuizersstraat mit der Rue du Vieux-Marché aux Grains/Oude Graanmarkt.
Metro: Bourse, Bus 33: Bourse
Comic Strip Route
Neben fingerdicken Pommes, Schokolade und fluffigen Waffeln lieben die Belgier vor allem eins: Comics! Seit 1991 blicken Tim & Struppi, Lucky Luke, Gaston und die Schlümpfe von meterhohen Hausfassaden herab und erfreuen nicht nur die Touristen. Über 50 Wandbilder bilden mittlerweile die beliebte Comic Strip Route (auch Comic Walk oder Comic Book Route). Wer mag, kann die bunt bemalten Fassaden auf einem Rundgang in etwa 2 bis 3 Stunden ablaufen oder mit einem geliehenen Fahrrad abfahren. Eine Karte dazu gibt es in der Touristeninformation am Grand’ Place.
Meine Tipps:
Wenn du dich für Comics interessierst, dann solltest du im Museum Centre Belge de la Bande Dessinée vorbeischauen.
In dem schmucken Jugendstilbau sind alle Comic-Größen vertreten. Die ständige Sammlung schildert chronologisch die Entwicklung, wechselnde Ausstellungen gehen auf Klassiker und Avantgardisten des Genres ein. Außerdem gibt es einen guten Buch- und Souvenirladen und eine kleine Brasserie. Rue des Sables 20, Metro: Gare Centrale.
In der Chaussée de Wavre 179 befindet sich einer der ältesten und der ausgefallenste Laden für Comics: La Bande des Six Nez. In dem gut sortierten Shop findest du eine große Auswahl an Comicheften – auch Originale und antiquarische Originalausgaben. Bus 34: Parnasse.
Ich bin nun schon eine ganze Weile unterwegs und langsam kann ich dem verführerischen Waffelduft, der in der belgischen Hauptstadt durch alle Gassen weht, einfach nicht mehr widerstehen. Die ersten Waffeln wurden bereits im Mittelalter in Europa zubereitet. Die original Brüsseler Waffeln entstanden im 19. Jahrhundert. Schon damals erfreuten sie sich großer Beliebtheit und wurden genau wie heute oft von Straßenverkäufern angeboten. Die Auswahl ist riesig: Waffeln mit frischen Erdbeeren, Puderzucker, Sirup oder bunten Streuseln … Schließlich entscheide ich mich für eine Waffel, die dick mit Schlagsahne, Schokoladensoße und Bananenscheiben garniert ist.
Bourse (Beurs)
Mit meiner üppigen Kalorienbombe in der Hand mache ich es mir auf der großen Freitreppe vor der Börse (Bourse oder Beurs) gemütlich. Mitte des 19. Jahrhunderts beschlossen die Stadtväter, die Altstadt zu modernisieren und so entstanden nach Pariser Vorbild zwischen dem Nord- und Südbahnhof Grands Boulevards, prächtige Alleestraßen. Die neue Börse – mit schmückenden Skulpturen des französischen Bildhauers Auguste Rodin – bildete dazwischen einen wichtigen Blickfang.
Place de la Bourse. Metro: Bourse
Rue des Bouchers
Vielleicht war es keine so gute Idee, mich gerade jetzt mit einer dicken Waffel vollzustopfen, denn ich nähere mich der
Rue des Bouchers, der Brüsseler Fressgasse. Die verwinkelten Straßen um die Rue des Dominicains und Rue des Bouchers waren in den 1950er-Jahren für ihre zahlreichen Varietétheater und Gaststätten mit Livemusik (Caf’Conc’) bekannt.
Heute reihen sich hier zahlreiche Restaurants aneinander.
Meine Restaurant-Tipps:
Aux Armes de Bruxelles (Rue des Bouchers 13) oder Chez Léon (Rue des Bouchers 18). Metro: De Brouckère.
In der Rue des Bouchers gibt es auch frische Moules Frites. Die Miesmuscheln mit den dicken Pommes frites sind wohl
das beliebteste Gericht Belgiens. Serviert werden sie in dem typischen schwarzen Kochtopf, den es übrigens in vielen Souvenirläden zu kaufen gibt. Die Preise sind natürlich gepfeffert und die Kellner etwas aufdringlich. In den Seitenstraßen geht es – wie so oft – etwas ruhiger und auch günstiger zu.
Doch für einen Bummel lohnt sich die Rue des Bouchers allemal, vor allem weil hier in einer Seitengasse auch das weibliche Pendant zu Manneken Pis steht: Jeanneke Pis, ein im Hocken urinierendes Mädchen. Die Bronzestatue ist nur knapp 50 Zentimeter hoch und befindet sich in der kleinen Sackgasse Impasse de la Fidelité.
Schräg gegenüber liegt das empfehlenswerte Délirium Café, eine Bar, die aufgrund ihres extrem vielfältigen Bierangebots
in das Guinnessbuch der Rekorde aufgenommen wurde. Hier mache ich eine kleine Pause und gönne mir ein dunkles belgisches Bier (Getrouwheidsgang/Impasse de la Fidélité).
Galeries Saint-Hubert
Nach einem letzten Schluck Bier verlasse ich das Délirium Café. Der Himmel hat sich mittlerweile zugezogen und es sieht verdächtig nach Regen aus. Das macht aber nichts, denn ich bin jetzt sowieso auf dem Weg in die luxuriösen Galeries Saint-Hubert. In der neoklassizistischen Einkaufspassage aus dem 19. Jahrhundert kann ich in aller Ruhe und vor allem wettergeschützt unter einem aufwendigen Glasdach durch die noblen Boutiquen bummeln.
Rue des Bouchers, Metro: Gare Centrale
Neuhaus
Nun ist es an der Zeit, noch einige süße Mitbringsel zu besorgen. Fündig werde ich bei Neuhaus, einem belgischen Schokoladenhersteller mit Stammsitz in Brüssel, der seit über 100 Jahren Pralinen und Tafelschokoladen herstellt – natürlich immer unter dem wachsamen Auge des Maître Chocolatier. Neuhaus ist übrigens auch offizieller Hoflieferant des belgischen Königshauses. Hier kann ich also bestimmt nichts verkehrt machen. Das Ladengeschäft ist voll bis unters Dach. Neben glänzenden Schüsseln mit den unterschiedlichsten Pralinen und Stapeln von Schokoladentafeln gibt es auch noch jede Menge Gebäck, Schokoladenriegel und Berge von kandierten Früchten. Mit einer großen Tüte verlasse ich das Geschäft und hoffe, dass mein Konfekt die Heimfahrt gut überstehen wird.
Galerie de la Reine 25-27, Metro: Gare Centrale
Atomium
Ein paar Straßen weiter und den Mund immer noch voller Schokolade vom vielen Probieren, erreiche ich schließlich wieder den Hauptbahnhof Gare Centrale. Dort muss ich dann doch noch einmal in die Metro steigen, denn Brüssels bekanntestes Wahrzeichen, das Atomium, liegt etwas außerhalb des Stadtzentrums. Das 102 m hohe Bauwerk mit den silbern glänzenden Kugeln, das ein 165 Milliarden Mal vergrößertes Eisenkristall darstellt, wurde 1958 anlässlich der Weltausstellung als Symbol für das Atomzeitalter und die friedliche Nutzung der Kernenergie errichtet.
Boulevard du Centenaire, Metro 1A: Heysel
Leider darf ich hier vom Atomium keine Bilder zeigen, obwohl ich natürlich welche gemacht habe. Die Rechte für Abbildungen liegen bei André Waterkeyn, dem Ingenieur, der das Atomium einst entworfen hat, bzw. bei seinen Erben. Diese lassen ihre Urheberrechte von den Gesellschaften SABAM und der V.o.G Atomium verwalten. Touristen oder Fotografen dürfen das Atomium zwar jederzeit fotografieren, aber diese Bilder dürfen nicht veröffentlicht werden.
Warst du auch schon einmal in Brüssel? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Hinweis: Dieser Ausflug war eigenfinanziert und enthält unbezahlte Werbung durch Markennennung/Markenerkennung, persönliche Empfehlungen und weitere werbende Inhalte. Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog erfährst du hier.
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