Es gibt Orte auf dieser Welt, die mich aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen einfach magisch anziehen. Das Taj Mahal in Indien und die steinernen Moai-Skulpturen auf der Osterinsel zum Beispiel oder eben auch das Monument Valley im Westen der USA.
Und obwohl es schon so lange her ist, kann ich mich noch gut daran erinnern, als ich in die achte Klasse kam und am ersten Tag nach den großen Ferien die Bücher für das anstehende Schuljahr verteilt wurden. In meinem neuen Erdkundebuch war vorne auf der ersten Seite das Monument Valley bei Sonnenaufgang zu sehen. Fasziniert starrte ich damals eine ganze Weile auf dieses farbenfrohe Naturschauspiel und dachte mir: „Da muss ich unbedingt einmal hin!“
Und jetzt – eine gefühlte Ewigkeit später – bin ich hier. Es ist verdammt heiß und trocken. Vor meinen Augen flimmert es. In einiger Entfernung kann ich unscharf die ersten rötlichen Sandstein-Monolithe erkennen. Vor mir rollt ein vertrocknetes Grasbüschel vorbei und ich komme mir vor, als würde ich in der Kulisse eines alten Italo-Western von Sergio Leone stehen. Würde mich gar nicht wundern, wenn jetzt auch noch ein Cowboy mit wettergegerbtem Gesicht, einem speckigen Stetson auf dem Kopf und einer qualmenden Fluppe im Mundwinkel an mir vorbeireiten würde.
Nachdem ich in einem Restaurant der Goulding’s Lodge einen riesigen Taco verputzt habe, mache ich mich auf, um gemeinsam mit einer Gruppe und einem einheimischen Navajo-Guide das „Tal der Denkmäler“ zu erkunden. Mit dem Jeep geht es hinaus zu den imposanten und surrealen Tafelbergen, Felstürmen und -nadeln, die im Englischen Butte genannten werden und Namen wie Elephant Butte, Camel Butte, Three Sisters oder Totem Pole tragen …
Inhaltsverzeichnis
Die Entstehung des Monument Valley
Wo heute imposanten Felskuppen in die Höhe ragen, deren rötliche Farbe aus dem Eisenoxid resultiert, das tief in den Gesteinsschichten enthalten ist, befand sich vor etwa 70 Mio. Jahren ein riesiges Tieflandbecken. In diesem Becken lagerten sich Sedimente aus den frühen Rocky Mountains ab und verfestigten sich zu Gestein – überwiegend zu Kalk- und Sandstein. Durch die allmähliche Hebung des Terrains wurde das Wasser aus dem Becken verdrängt und es entstand ein rund 300 m hohes Felsplateau. Schwankende Temperaturen, Wind und Regen formten die harten und weichen Gesteinsschichten des Plateaus und schufen so im Laufe der Zeit das heutige Monument Valley.
Geschichte und Traditionen
Die Anasazi-Indianer, auch die „die Uralten“ genannt, sollen nach Überlieferungen die ersten Einwohner des Monument Valley gewesen sein. Vor mehr als 1500 Jahren bauten sie die ersten Felshöhlenbehausungen in das rötliche Gestein, bevor sie dann im 13. Jahrhundert plötzlich aus der gesamten Region verschwanden. Noch heute soll es einige Anasazi-Ruinen und antike Pueblowohnungen im Tal geben, die bisher noch nie von Weißen gesehen wurden.
Nach den von der US-Armee angerichteten Massakern im Canyon de Chelley führte Chief Hoskinini die überlebenden Navajo im Jahre 1864 in das Monument Valley. Heute leben im Tal etwa 300 Einheimische und pflegen dort noch immer ihre Traditionen.
Eine der noch bestehenden Traditionen ist die Segnung des Weges („blessing way rite“), die ausgeübt wird, bevor eine Familie in ihre neue Behausung zieht. Anders als die Anasazi-Indianer, bewohnen die Navajo keine Felsenwohnungen, sondern hausen in aus Adobe gefertigten Hogans, die als Heiligtum der Familie angesehen werden. Beim Bau, der immer mit der Hand und mit einheimischen Materialien ausgeführt werden muss, wird der Eingang immer in Richtung Osten gelegt, der Morgensonne entgegen.
Viele traditionelle Navajo leben bis heute ohne fließendes Wasser und ohne Elektrizität. Sie verarbeiten Silber zu wunderschönem Schmuck, flechten Körbe, spinnen Wolle, weben Teppiche und stellen Farben, aber auch Medizin und Alltagsgegenstände aus einheimischen Pflanzen her. Die Yucca Pflanze beispielsweise liefert das Rohmaterial für Körbe, Kleidung, Schuhe und Seife.
Ende des ersten Weltkrieges kam Harry Goulding gemeinsam mit seiner Frau Leone, genannt „Mike“, ins Monument Valley, um bei den Navajo zu leben. Mit zwei einfachen Zelten gründeten sie 1924 eine Handelsstation, eine „trading post“, wo die einheimischen Bewohner ihre handgefertigten Waren und ihr Vieh gegen andere Lebensnotwendigkeiten eintauschen konnten.
Die Goulding’s waren bei allen sehr beliebt und wurden für ihre Ehrlichkeit und ihr wahres Interesse am Wohlergehen der Navajo gerühmt. Sie bemühten sich um frisches Wasser für alle und halfen bei der Gründung eines Krankenhauses. Außerdem setzten sie sich dafür ein, das karge und landwirtschaftlich kaum nutzbare Tal als Filmdrehort bekannt zu machen und verhalfen den Einheimischen so zu einem Einkommen.
1939 drehte John Ford hier den Westernklassiker „Stagecoach“ mit dem jungen John Wayne in der Hauptrolle. Ein Felsvorsprung, der mehrmals als Kamerastandort verwendet wurde, ist sogar nach ihm benannt (John Ford’s Point). Zahlreiche Western und Roadmovies folgten und auch bei der Werbeindustrie war und ist die surreale Kulisse des Monument Valley äußerst beliebt.
Mit Hollywood und der steigenden Bekanntheit kam jedoch nicht nur Arbeit und Geld in das Tal, sondern auch der Alkohol und skrupellose weiße Geschäftsleute. Um das für sie so heilige Tal vor dem Massentourismus zu schützen, schuf der Stamm der Navajo im Jahre 1958 deshalb den Navajo Tribal Park. Erkundungstouren auf eigene Faust sind seitdem verboten. Nur mit einem Navajo-Guide gelangt man nun zu abgelegenen Orten und zu den traditionellen Behausungen, den Hogans.
Die heutige Goulding’s Lodge entwickelte sich aus dem ersten festen Heim und Handelsplatz der Familie Goulding. Sie bietet neben Übernachtungsmöglichkeiten in der Lodge selbst oder auf einem Campground auch verschiedene Touren in das Monument Valley an. Außerdem gibt es ein historisches Museum, ein großes Restaurant (unbedingt die Tacos probieren) und einen Souvenirladen, in dem es handgefertigte Traumfänger oder sehr schönen indianischen Schmuck und andere Mitbringsel gibt.
Tipps & Informationen
- Bundesstaaten: Arizona, Utah
- Fläche: ca. 120 km²
Auskunft
Monument Valley Navajo Tribal Park, P.O. Box 360289, Monument Valley, UT 84536
Sightseeingtouren
Mit dem eigenen Wagen, zu Fuß, auf dem Rücken eines Mulis (bitte nicht!), im Jeep oder im offenen Tourbus – es gibt verschiedene Möglichkeiten das Valley zu erkunden.
Direkt vor dem Visitor Center beginnt ein Auto-Rundweg (Scenic Drive). Auf dieser staubigen Piste dürfen auch Privatfahrzeuge durch bestimmte Abschnitte des Tals fahren.
Einen besseren Einblick in die Geschichte, die Traditionen und Zugang zu Teilen des Monument Valley, die abseits der für Privatfahrzeuge erlaubten Route liegen, erhältst du aber während einer Tour mit einem einheimischen Guide. Diese ein- oder mehrtägigen Touren starten ebenfalls am Visitor Center, das täglich von 6.00 bis 20.00 Uhr geöffnet hat.
Übernachtung
Die Übernachtungsmöglichkeiten direkt im Monument Valley beschränken sich auf das „The View Hotel“ am Visitor Center und auf die „Goulding’s Lodge“ mit Campingplatz. Die nächstgelegenen Motels befinden sich in den Ortschaften Kayenta und Mexican Hat.
Sonstiges
Das Monument Valley (Navajo: Tsé Biiʼ Ndzisgaii) ist eine Hochebene auf dem Colorado-Plateau und liegt im Norden von Arizona und an der südlichen Grenze des US-Bundesstaates Utah. Das Tal befindet sich innerhalb der Navajo-Nation-Reservation, steht somit unter Stammesverwaltung und gehört daher auch nicht zu den staatlichen Schutzgebieten und Nationalparks.
Am Fuße der Felsen befinden sich einige Behausungen der Navajo, die aus religiösen Gründen nicht fotografiert werden dürfen.
Das Farbenspiel der lachsrot bis violett leuchtenden Szenerie ist frühmorgens und kurz vor Sonnenuntergang besonders reizvoll.
Warst du auch schon einmal im Monument Valley? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
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