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Seide und ihre Herstellung: Von der Raupe zur Robe
Festliche Kleider, opulente Trachten und repräsentative Roben – im Jiangnan Seidenmuseum wird anschaulich erklärt,
wie aus den schrumpligen Kokons der Seidenraupe fließende Seidenstoffe hergestellt werden.
Für mich als Modedesignerin ist der Besuch natürlich ein absolutes Muss. Schon während meiner Ausbildung war ich fasziniert von edlen Stoffen und historischen Kostümen. Alte Schnitte und traditionelle Verarbeitungstechniken fand ich immer spannender als die neusten Modetrends.
Kurzinfo zur Geschichte
Bereits im alten China war Seide bekannt. Von dort gelangte sie über den Seeweg nach Indien und Ägypten bis ins Römische Reich. Als Landweg diente die legendäre Seidenstraße, die Ostasien über Zentralasien mit dem Mittelmeerraum verband. Obwohl es bei Todesstrafe verboten war, Seidenraupen oder Eier außer Landes zu bringen, schafften es im Jahr 555 zwei persische Mönche einige Eier nach Konstantinopel zu schmuggeln.
Mit diesen Eiern und ihrem Wissen über die Aufzucht von Seidenspinnern war nun die Produktion von Seide auch außerhalb Chinas möglich.
Raupe Nimmersatt
Am Anfang der Seidengewinnung steht der Maulbeerspinner (Bombyx mori).
Der ursprünglich in China beheimatete Schmetterling legt bis zu 800 Eier, aus denen nach etwa zehn Tagen winzige, schwarz behaarte Raupen schlüpfen. Bevor die Verpuppung beginnt, verfärben sich die Raupen weiß, häuten sich mehrmals und futtern – wie der Name schon verrät – ausschließlich die frischen Blättchen des Maulbeerbaums. Nach vier Wochen haben sich die Raupen das 40.000-fache ihres Gewichts angefressen und sind nun bereit für ihre Verwandlung.
Verpuppung
Die dicken Seidenraupen, die es sich jetzt zwischen kleinen Ästen oder Grashalmen gemütlich gemacht haben, beginnen sich nun mit einem Faden von rund 3000 Metern Länge zu umspinnen. Die Kokons entstehen und können je nach Zucht länglich, oval oder auch rundlich sein.
Heißer Tod im Kokon
Knapp drei Wochen nach der Verpuppung würden normalerweise kleine Schmetterlinge schlüpfen.
Dabei würden allerdings die Kokons und somit auch die langen Fäden zerstört werden, die für die Seidengewinnung nötig sind. Um das zu verhindern, werden die verpuppten Larven bereits nach zehn Tagen mit heißem Wasserdampf getötet.
Anschließend werden die Kokons in ein heißes Wasserbad gelegt, damit sich der Seidenleim, der die Fäden in den Kokons zusammenhält, löst und die langen Seidenfäden für die Weiterverarbeitung abgewickelt werden können.
Ungefähr 3000 Kokons werden benötigt, um 250 g Seidenfaden zu erhalten.
Vom Kokon zum Stoff
Die oberste Schicht der Kokons kann nicht abgewickelt werden, da die minderwertigen Fasern dafür zu kurz sind.
Sie werden abgezupft oder abgekämmt. Anschließend beginnt das Abwickeln des langen Seidenfadens, aus dem die Rohseide entsteht. Aus ihr können die unterschiedlichsten Produkte hergestellt werden und je gründlicher die Seide zuvor entbastet, also vom Seidenleim befreit wurde, umso besser ist ihre Qualität und der Glanz. Komplett entbastete Seide nennt man Glanz- oder Cuiteseide. Sie wird zu den teuersten Seiden – Atlasseide, Seidendamast oder Seidenduchesse – verwebt.
Lange Zeit galt Seide als Luxusgut, das sich nur die Reichen leisten konnten. Das die Zeiten sich geändert haben, wird nach dem Ende der Führung deutlich, als wir in eine große Verkaufshalle geführt werden. Hier gibt es Seidenprodukte in Hülle und Fülle. Bettdecken, Steppjacken, Blusen, Kleider und Taschen – wer mit der umstrittenen Herstellung kein Problem hat, kann hier Souvenirs für jeden Geldbeutel erstehen.
Tipps & Infos
Das Seidenmuseum befindet sich in der Aomen Road 289 im Putuo District. Anfahrt mit der U-Bahn-Linie 7 bis Haltestelle „Changshou Road Station“. Die Besichtigung lässt sich gut mit einem Besuch des Jadebuddha-Tempels verbinden.
Der Weg dorthin dauert zu Fuß ungefähr 15 Minuten.
Wie stehst du zu Seide und ihrer Herstellung? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Was ich sonst noch alles während meiner Reise durch China gesehen und erlebt habe, erfährst du hier.
Hinweis: Meine Rundreise durch China war eine private Reise, die ich selbst finanziert habe. Jedoch enthält dieser Artikel unbezahlte Werbung durch Markennennung/Markenerkennung, persönliche Empfehlungen und werbende Inhalte. Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog kannst du hier nachlesen.
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