Der östliche Teil des Odenwaldes ist bayerisch, genauer gesagt unterfränkisch und das sieht man auch: Kreuze, Bildstöcke und Marienfiguren säumen die Straßen und Hausfassaden, als ich zum Startpunkt meiner Wanderung fahre. Kirchen mit Zwiebeltürmen ziehen an mir vorbei. Die urigen Dörfer liegen tief eingebettet in grünen Talkesseln und durch die waldreiche Landschaft schlängeln sich zahlreiche Wanderwege. Einen dieser Wege habe ich mir ausgesucht, er wird mich hinauf zur Burgruine Wildenberg führen, die auf einem vorgeschobenen Bergsporn des Schlossberges thront.
Meine Wanderung beginnt am Sportplatz in Kirchzell, dem Hauptort der gleichnamigen Gemeinde im Landkreis Miltenberg. Ich folge der Wegmarkierung K5 und dem Fluss des Gabelbaches und wandere über breite Feldwege durch das Mud-Tal bis zum Wald.
Nun führt der Wanderweg stetig bergauf und ich komme mächtig ins Schwitzen. Doch der steile Anstieg lohnt sich, denn schon bald erreiche ich die mittelalterliche Burgruine, die in einem dichten Dornengestrüpp direkt neben dem Weg liegt.
Die um 1200 entstandene Burg Wildenberg, auch Wildenburg genannt, ist erstaunlich gut erhalten. Ich schlendere zunächst um die dicken Burgmauern herum und gelange schließlich durch einen breiten Torbogen in einen großen Innenhof. Hier soll der Dichter Wolfram von Eschenbach einst Teile seines Versromans „Parzival“ (Gralsmythos) verfasst habe.
Nach einer Vesperpause im Burghof geht es auf aussichtsreichen Wegen weiter bis nach Preunschen, einem weiteren Ortsteil der Gemeinde Kirchzell. Obwohl es schon Anfang April ist und der erste Löwenzahn am Wegesrand sprießt,
raschelt das alte Herbstlaub unter meinen Wanderstiefeln.
Am Ortsrand von Preunschen treffe ich auf das Waldmuseum „Watterbacher Haus“, das 1997 eröffnet wurde.
Das historische Wohnstallhaus, in dem früher Menschen und Vieh unter einem Dach lebten, gilt als das älteste erhaltene Bauernhaus des bayerischen Odenwaldes. Eine Untersuchung des Holzes ergab, dass es wohl um 1475 erbaut wurde.
Heute erfährt man auf zwei Etagen etwas zur Geschichte des Gebäudes und über die forstgeschichtliche Entwicklung seit
dem Mittelalter. Außerdem werden alte Bräuche und Berufe erklärt und Werkzeuge, Geräte und Einrichtungsgegenstände ausgestellt.
Der Weg führt mich weiter zur Preunschener Höhe und von dort wieder in den Wald hinein. Eine Weile schlendere ich über Forstwege und Pfade, bis das Dorf Ottorfszell in einer grünen Mulde vor mir erscheint. Talwärts komme ich an einem Friedhof vorbei, überquere eine Straße und in der Ortsmitte den plätschernden Gabelbach, dem ich ein gutes Stück folge, nur um ihn dann erneut über eine schmale Holzbrücke zu queren.
Am Waldrand der Schelsklinge geht es noch einmal zünftig bergauf. Jetzt ist es nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt meiner Wanderung. Schon bald öffnet sich der Wald und ich sehe schon von Weitem den Sportplatz von Kirchzell.
Informationen zum Weg
Leichte Rundwanderung durch das Tal des Gabelbaches und der Mud hinauf zur romantischen Burgruine Wildenberg mit herrlichem Ausblick und zum Waldmuseum Watterbacher Haus.
Markierungszeichen: K5
Länge: 14,3 km
Dauer: 4 Stunden
Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln
Bushaltestelle: Kirchzell Kirche | Weitere Infos und Fahrpläne: Verkehrsgemeinschaft am Bayerischen Untermain (VAB)
Anfahrt mit dem Auto
Von Darmstadt kommend auf der B26 bis Dieburg fahren, dann auf die B45 Richtung Michelstadt wechseln. In Bad König
auf der B45 links einordnen und Richtung Vielbrunn weiterfahren. Nach knapp 9 km an der Kreuzung auf der Höhe rechts abbiegen und 4 km auf der L3349 fahren, links in die B47 einbiegen und 13 km bis Amorbach der B47 folgen. Am Kreisel rechts in die Debonstraße einbiegen und 5 km in Richtung Kirchzell fahren. Die Ortschaft durchqueren und am Ortsende links in Richtung Ottorfszell abbiegen. Dort befindet sich auf der linken Seite am Startpunkt der Wanderung ein Sportplatz mit Parkmöglichkeiten (Parkplatz am Sportplatz, Siegfriedstraße 1, 63931 Kirchzell).
Warst du auch schon einmal auf dem Wanderweg K5 unterwegs? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
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