Einmal über die Chinesische Mauer spazieren – ein Vorhaben, das schon ziemlich lange ganz weit oben auf meiner Löffelliste stand. Während meiner Rundreise durch China habe ich sie nun endlich gesehen – auf einem Ausflug von Peking nach Badaling.
Infos zur Chinesischen Mauer
Über Berge und durch weite Täler schlängelt sich die Chinesische Mauer, auch Große oder Lange Mauer genannt, vom Ostchinesischen Meer bis tief hinein in die Wüsten Westchinas. Kaum ein anderes Bauwerk auf dieser Erde ist so bekannt und obwohl man sie nicht, wie so oft behauptet, aus dem Weltall sehen kann, fasziniert sie doch durch ihre Geschichte und durch ihre imposante Länge von 21.196.18 Kilometern. Mit dem Bau der Mauer wurde bereits im 7. Jahrhundert v. Chr. begonnen, um das chinesische Kaiserreich vor nomadischen Reitervölkern aus dem Norden zu schützen. Im Laufe der Zeit wurde sie immer weiter ausgebaut und verlängert, vor allem auch um die Handelsrouten der Seidenstraße in Richtung Westen zu sichern. Nach dem Ende der Qing-Dynastie (1644–1911) verfiel die Mauer zunehmend und erst in den 1980er Jahren wurde damit begonnen, verschiedene Abschnitte der Mauer für den Tourismus herzurichten. Heute besteht die Chinesische Mauer aus mehreren Abschnitten unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Bauweisen. Diese Abschnitte, die teilweise nicht miteinander verbunden sind, verlaufen durch 15 Provinzen, autonome Gebiete und Städte.
Mein Ausflug von Peking nach Badaling
Im Hotel werden verschiedene Ausflüge zur Chinesischen Mauer (Wànlǐ Chángchéng) angeboten. Die Auswahl ist groß.
Es gibt Tagesausflüge zu den weniger überlaufenen Teilstücken der Mauer in Mutianyu oder Simatai, Ausflüge mit einem zusätzlichen Besuch der Ming-Gräber oder einer Jade-Manufaktur… Die Wahl fällt mir ziemlich schwer.
Da ich aber am nächsten Tag in aller Frühe nach Xi’an weiterreise und noch packen muss, entscheide ich mich für einen halbtägigen Ausflug zur Mauer in Badaling.
Badaling, rund 70 Kilometer nordwestlich von Peking gelegen, ist der am häufigsten besuchte Abschnitt der Chinesischen Mauer. Hier soll es vor Touristen nur so wimmeln. Na, schauen wir mal!
Pünktlich werde ich von meinem Tourguide Li vor dem Hotel abgeholt und steige in einen kleinen Minibus. Unser Fahrer kämpft sich unbeugsam und mit hoch konzentriertem Gesichtsausdruck durch den Pekinger Verkehr.
Vor mir sitzen zwei Brüder aus Wales, die sich ebenfalls auf China-Rundreise befinden und neben mir Todd und seine Frau Debbie aus Vancouver. Leider nimmt Todd, der die Ausmaße eines kanadischen Grizzlybären zu haben scheint, zusätzlich die Hälfte meines Sitzplatzes in Anspruch und ich klebe die ganze Fahrt über mit meiner rechten Wange an der eiskalten Fensterscheibe.
Als wir in Badaling aus dem Bus steigen, ist es erstaunlich ruhig. Vom Parkplatz aus kann man einige Touristen über die Mauer spazieren sehen, aber überlaufen ist es hier nicht. Gut, das mag an der Jahreszeit und dem Wetter liegen, vielleicht sind die meisten Touristen aber auch unterwegs zu den weniger überlaufenen Mauerstücken in Simatai oder Mutianyu!
Li gibt uns zwei Stunden Zeit, um die Mauer auf eigene Faust zu erkunden. Vom Parkplatz geht es, an einigen Souvenirläden und Imbissbuden vorbei, immer höher hinauf.
Der Aufstieg über die kleinen Treppenstufen ist recht mühsam. In den Wachtürmen mache ich immer wieder Pausen und schütze mich vor dem eiskalten Wind, der hier oben weht.
Auch wenn das Wetter etwas trübe ist, hat man eine atemberaubende Aussicht. Der in der Ming-Dynastie erbaute Mauerabschnitt schlängelt sich durch den Gebirgszug Jundu Shan. Hier und da liegt etwas Schnee. Wie hoch und steil die Mauer wirklich ist, bemerke ich aber erst, als ich mich umdrehe und zurück zum Bus laufen möchte.
Ich habe das Gefühl, ich stehe auf einem Zehnmeterturm im Freibad. Ich schwanke leicht und greife schnell nach dem Geländer. Keine Ahnung, wie ich hier wieder runterkommen soll!
Ich gehe leicht in die Hocke, halte mich mit einer Hand weiter am Geländer fest und watschle im Entengang die Chinesische Mauer hinunter. Das geht nicht nur gewaltig in die Oberschenkel, sondern sieht wahrscheinlich auch total bescheuert aus.
Ein paar Minuten nach der verabredeten Zeit komme ich auf dem Parkplatz an. Li lächelt mich an. Bestimmt bin ich nicht die erste Touristin, die sich verschätzt und zu wenig Zeit für den Abstieg eingeplant hat. Todd und Debbie fehlen auch noch.
Auf dem Rückweg kommt noch ein wenig Kaffeefahrt-Feeling auf als wir Halt in einer Emaille-Manufaktur machen.
Bei einer Führung durch die Werkstatt lernen wir die verschiedenen Arbeitsabläufe kennen und es wird uns erklärt, wie aus einem Vasenrohling aus Kupfer eine fertige Emaillevase entsteht. Es folgt die befürchtete, aber zum Glück recht kurze Verkaufspräsentation und anschließend bummeln wir noch durch den großen Ausstellungsraum, bevor wir wieder in den Bus steigen und zurück nach Peking fahren.
Auch wenn meine Foto-Ausbeute durch das trübe Wetter ziemlich mager ausfiel und mir der Abstieg einen fiesen Muskelkater beschert hat, war ich von meinem Ausflug nach Badaling mehr als begeistert. Der Mauerabschnitt in Badaling ist sehr gut erhalten und natürlich dementsprechend beliebt. Wer allerdings die Hochsaison meidet und die Mauer nicht zu Stoßzeiten besucht, also entweder sehr früh oder am späteren Nachmittag anreist, kann große Menschenmassen und stundenlanges Anstehen umgehen.
Tipps & Infos
Eine günstige Möglichkeit nach Badaling zu kommen, ist die Anreise mit dem Bus. Der Bus 877 fährt vom Deshengmen Busbahnhof (befindet sich hinter dem Deshengmen Arrow Tower) direkt und ohne Zwischenhalte von Peking bis nach Badaling. Die einfache Fahrt dauert ungefähr 75 Minuten und kostet 12 RMB. Somit kosten Hin- und Rückfahrt umgerechnet in etwa 3 €.
Ebenfalls recht günstig und schneller ist die Anreise mit dem Zug, der stündlich von der Beijing North Railway Station (Bullet Train S2) zur New Badaling Railway Station fährt. Die Fahrzeit beträgt etwa 45 Minuten und die Tickets kosten insgesamt 24 RMB, also auch ca. 3 €. Das Zugticket für die Rückfahrt kann man direkt am Automaten am Bahnhof in Badaling kaufen.
Die Chinesische Mauer in Badaling kann die ganze Woche über besucht werden. Die Öffnungszeiten sind in der Hauptsaison (April-Oktober) von 6:30-19:00 Uhr und in der Nebensaison (November-März) von 7:00 bis 18:00 Uhr. Für den Eintritt werden dann je nach Saison noch einmal ungefähr 40 bis 45 RMB, umgerechnet ca. 6 bis 6,50 €, fällig.
Am 1. Juni 2019 wurde der Online-Ticketverkauf eingeführt und die Besucherzahl für den Mauerabschnitt in Badaling auf 65.000 Besucher pro Tag beschränkt. Eintrittskarten können jetzt sieben Tage im Voraus mit einem gültigen Personalausweis oder Reisepass über die offizielle Webseite gebucht werden.
Wem das alles zu umständlich ist, kann einen geführten Ausflug zur Chinesischen Mauer über einen der zahlreichen Veranstalter buchen. Das geht entweder online oder auch direkt in den meisten Unterkünften. Der Vorteil ist, dass man direkt am Hotel abgeholt und auch wieder zurückgebracht wird, lange Warteschlangen entfallen und die Eintrittskarten sind ebenfalls schon im Preis enthalten. Man muss sich also um nichts kümmern! Dafür zahlt man aber deutlich mehr (je nach Art und Dauer des Ausflugs zwischen 40 bis 60 €) und ist meist mit einer größeren Gruppe unterwegs. Weitere Infos erhält man zum Beispiel beim China International Travel Service oder in der Touristeninformation am Hauptbahnhof (Beijing Railway Station).
Was ich alles während meiner Rundreise durch China gesehen und erlebt habe, erfährst du hier.
Bist du auch schon einmal über die Chinesische Mauer spaziert? Ich freue mich auf deinen Kommentar!
Hinweis: Meine Rundreise durch China war eine private Reise, die ich selbst finanziert habe. Jedoch enthält dieser Artikel unbezahlte Werbung durch Markennennung/Markenerkennung, persönliche Empfehlungen und werbende Inhalte. Mehr zum Thema Werbung auf diesem Blog kannst du hier nachlesen.
Mit der Nutzung des folgenden Kontaktformulars akzeptierst du die Datenschutzbestimmungen und erklärst dich mit der Speicherung und Verarbeitung deiner Daten durch diese Website einverstanden. Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten und Widerrufshinweise findest du in meiner Datenschutzerklärung.