Inhaltsverzeichnis
- 1 Camino Francés – Der Jakobsweg durch Nordspanien
- 2 Das Vorhaben
- 3 Wie komme ich hin und wieder zurück?
- 4 Wann ist die beste Reisezeit?
- 5 Wie lange braucht man für den Weg?
- 6 Was kostet das Ganze?
- 7 Wo bekommt man den Pilgerausweis & die Jakobsmuschel
- 8 Wie lange geht man wohl so an einem Tag?
- 9 Muss man Spanisch sprechen können?
- 10 Kann man als Frau den Weg alleine gehen?
- 11 Was nimmt man alles mit?
- 12 Was tun bei Blasen?
- 13 Wo kann man unterwegs schlafen?
- 14 Gibt es Bettwanzen in den Herbergen?
- 15 Wie ist das mit der Verpflegung auf dem Weg?
- 16 Was ist ein Pilgermenü?
- 17 Was ist ein heiliges (compostelanisches) Jahr?
- 18 Wo erhält man die Compostela?
- 19 Wie erreicht man das Kap Finisterre?
- 20 „Buen camino“
Camino Francés – Der Jakobsweg durch Nordspanien
Jakobswege verlaufen durch ganz Europa und alle haben das gleiche Ziel: das angebliche Grab des Apostels Jakobus in der spanischen Stadt Santiago de Compostela. Der bekannteste dieser Wege ist sicherlich der Camino Francés, der auf einer Strecke von knapp 800 Kilometern quer durch den Norden Spaniens führt.
Die meisten Pilger starten in dem kleinen Dörfchen Saint-Jean-Pied-de-Port nahe der französisch-spanischen Grenze.
Von dort geht es über die Pyrenäen und auf abwechslungsreichen Wegen durch die spanischen Regionen Navarra, Rioja, Kastilien und Galicien. Unterwegs trifft man auf hilfsbereite Menschen, wunderschöne Naturlandschaften und geschichtsträchtige Orte.
Dank der guten Wegmarkierungen, der vielen Herbergen und vor allem der Hilfsbereitschaft und dem ausgeprägten Gemeinschaftssinn der Pilger, ist der Camino Francés besonders gut für Pilger- und Fernwanderneulinge geeignet.
Das Vorhaben
Vor einigen Jahren habe ich in einer Zeitschrift einen Artikel über eine Frau gelesen, die nach einer schweren Lebenskrise den Jakobsweg nach Santiago de Compostela gepilgert ist. Diese Frau war Anfang siebzig und sah nicht besonders sportlich aus, dennoch hatte sie es geschafft, 800 Kilometer durch Nordspanien zu laufen. Das hat mich damals ziemlich beeindruckt und fasziniert. Der Gedanke, den Weg selbst zu gehen, hat mich nicht mehr losgelassen. Allerdings hat es dann noch ziemlich lange gedauert, bis ich mich wirklich dazu entschließen konnte und viele Fragen, die ich im Folgenden beantworten möchte, sind mir durch den Kopf geschossen:
Schaffe ich das überhaupt?
Das war wohl eine Frage, die nicht nur ich mir gestellt habe, sondern vor allem die Menschen in meinem Umfeld. Meine Begeisterung für das Fernwandern wurde ja erst durch den Camino geweckt. Vorher war ich nur hin und wieder auf kleinen Wanderungen in der heimischen Umgebung unterwegs und auch das eher selten. Als nun der Entschluss, den Camino Francés zu gehen, endgültig feststand, habe ich nicht nur positiven Zuspruch erfahren. „Das schaffst du nie“ oder „Als Frau sollte man nicht alleine wandern“ waren Äußerungen, die ich nicht selten gehört habe.
Da ich von Natur aus aber recht eigensinnig und hartnäckig sein kann, haben mich solche Bemerkungen nur noch mehr angestachelt, den Camino endlich in Angriff zu nehmen. Mein Wille, den Weg zu meistern, war also nicht das Problem. Was mir mehr Sorgen machte, war salopp gesagt, meine körperliche Verfassung. War ich überhaupt fit genug, um 800 Kilometer per pedes nach Santiago de Compostela zu laufen? Ich bin zwar nicht unsportlich, aber der Gedanke mal eben so durch ein ganzes Land zu laufen, flößte mir doch Respekt ein.
Wochenlang vor der Abreise nach Saint-Jean-Pied-de-Port habe ich mich jeden Tag in meinen „Jane-Fonda-Gedächtnisanzug“ gezwängt und mich hechelnd durch meine Fitness–DVD’s geturnt und bin mit dem Rucksack kilometerweit durch den Wald gelatscht. Natürlich sollte man vor der Abreise seine Wanderschuhe gut einlaufen und mit dem gepackten Rucksack einige Probeläufe absolvieren, aber im Nachhinein kann ich sagen, dass man sich nicht verrückt machen soll. Man muss nicht trainieren, wie ein Profisportler.
Meine Ausdauer hat sich auf dem Camino von Tag zu Tag gesteigert und genauso unterschiedlich wie die Gründe für eine Pilgerreise nach Santiago de Compostela, so unterschiedlich sind auch die Leute, die auf dem Camino unterwegs sind.
Alte und junge, dicke und dünne, sportliche und unsportliche Menschen und jeder läuft den Weg eben auf seine Art.
Das Wichtigste ist, auf seinen Körper zu hören und in seinem eigenen Tempo zu laufen, denn nur dann kann man den Weg auch schaffen.
Wie komme ich hin und wieder zurück?
Nachdem also endgültig feststand, dass ich den Weg gehen werde, kam die nächste Frage auf:
Wie komme ich in das kleine Dorf Saint-Jean-Pied-de-Port in den französischen Pyrenäen, das ich als Ausgangspunkt meiner Reise gewählt hatte?
Einen günstigen Hinflug habe ich nicht gefunden und die Anreise mit dem Bus war mir zu lange und unbequem. Also habe ich mich letztendlich für die Bahn entschieden und so bin ich mit dem Zug zunächst nach Paris gefahren und dort in den Nachtzug nach Bayonne umgestiegen. Am frühen Morgen bin ich dann von Bayonne mit einem kleinen Bummelzug das letzte Stück nach Saint-Jean-Pied-de-Port gefahren. Das war für mich die perfekte Lösung. Durch die Nachtfahrt kam mir die Anreise überhaupt nicht lange vor und ich war früh in Saint-Jean-Pied-de-Port und konnte mich in aller Ruhe auf die Pyrenäenüberquerung am nächsten Tag vorbereiten. Mit einem günstigen Flug von Ryanair bin ich von Santiago de Compostela zurück nach Deutschland geflogen. Insgesamt haben mich An– und Abreise ungefähr 200 Euro gekostet.
Anreise mit dem Bus
Mittlerweile gibt es viele Fernbus-Anbieter, die recht günstig nach Bayonne in Frankreich fahren. Die Fahrt dauert allerdings meist ziemlich lang. Von Bayonne erfolgt dann eine kurze und landschaftlich schöne Fahrt in einem kleinen Zug nach Saint-Jean-Pied-de-Port.
www.busliniensuche.de
www.fernbusse.de
Anreise mit der Bahn
Die Fahrt mit der Bahn führt zunächst nach Paris, wo man nicht nur den Zug, sondern auch den Bahnhof wechseln muss. Weiter geht die Fahrt nach Bayonne, wo man wieder in den Zug nach Saint-Jean-Pied-de-Port steigt.
Zugverbindungen in Deutschland: www.bahn.de
Zugverbindungen in Frankreich: www.sncf.com
Zugverbindungen in Spanien: www.renfe.com
Anreise mit dem Flugzeug
Wenn man rechtzeitig bucht, kann man recht günstig nach Frankreich oder Spanien fliegen. Der beste Anflughafen ist Biarritz in Frankreich. Biarritz liegt sehr nahe an Bayonne. Von dort fährt wieder der kleine Zug nach Saint-Jean-Pied-de-Port. Andere Anflughäfen sind unter anderem Bilbao, Santander, San Sebastian, Pau und Bordeaux.
www.ryanair.com
www.eurowings.com
www.airfrance.com
www.iberia.com
Rückreise ab Santiago de Compostela
Die beste Möglichkeit wieder in die Heimat zu gelangen ist wohl das Flugzeug. Eine so lange Zug- oder Busreise nach Deutschland mit mehrmaligem Umsteigen wird sich wohl niemand nach so einem langen Fußmarsch antun wollen.
Ich hatte einen günstigen Flug mit Ryanair nach Frankfurt/Hahn für etwa 70 Euro.
Busfahren in Spanien
In Spanien ist das gängigste Verkehrsmittel der Bus. Falls man Probleme mit den Füßen oder sonstige Wehwehchen hat, kommt man mit dem Bus an fast jeden Ort und eine Fahrt ist relativ preisgünstig.
Busverbindung in Spanien: www.alsa.com
Diese Seite ist auf Spanisch. Klicke einfach die Provinz an und wähle im Feld „salida“ aus den angebotenen Orten den Abfahrtsort aus. Danach klicke die Zielprovinz an und wähle im Feld „destino“ den Zielort aus. Man muss übrigens kein schlechtes Gewissen haben, wenn man mal aus gesundheitlichen Gründen eine Etappe mit dem Bus zurücklegt. Das ist immer noch besser, als die Pilgerreise ganz abbrechen zu müssen. Ich habe während meiner gesamten Pilgerreise nur eine einzige Person getroffen, die den kompletten Weg gelaufen ist. 800 Kilometer sind kein Pappenstiel, und wenn man davon „nur“ 600 oder 700 Kilometer zurücklegt, dann ist das doch auch schon eine tolle Leistung, oder?
Wann ist die beste Reisezeit?
Die beste Reisezeit ist meiner Meinung nach im Juni und im September. Ich wollte den Weg eigentlich Anfang Mai gehen und auf dem Camino meinen Geburtstag feiern. Bekannte, die den Weg zu dieser Zeit gelaufen sind, haben mir aber davon abgraten, denn besonders in den höheren Regionen kann es zu diesem Zeitpunkt noch recht kalt werden und sogar schneien. Im Juli konnte ich nicht wegfahren und außerdem wäre es mir zu dieser Zeit wahrscheinlich auch viel zu heiß gewesen. Letztendlich bin ich Mitte August gestartet und Mitte September zurückgekommen. In einigen Reiseführern und Internetseiten wird davon abgeraten, den Jakobsweg genau zu diesem Zeitpunkt zu gehen, da der Weg sehr voll sein soll und man angeblich kaum ein Bett in den Herbergen bekommt. Natürlich war in den Herbergen meist ein reger Betrieb, aber ich hatte nie ein Problem, ein Bett zu bekommen und musste auch nie in eine Notunterkunft ausweichen. Auf dem Weg selbst gab es immer Abschnitte, wo ich auch mal längere Zeit alleine unterwegs war und mir kam der Weg nicht überfüllt vor. Lediglich auf den letzten 100 Kilometern vor Santiago de Compostela war der Weg sehr voll, da viele Buspilger und spanische Schulklassen dazugestoßen sind.
Wie lange braucht man für den Weg?
Die Dauer hängt natürlich davon ab, wie viele Kilometer man pro Tag läuft oder laufen kann. Ich bin täglich zwischen 22 und 25 Kilometern gelaufen und habe für den gesamten Weg 34 Tage benötigt. Zusätzlich hatte ich noch einen Reservetag eingeplant, für den Fall, dass ich aus gesundheitlichen Gründen mal aussetzen muss und einen Tag für meinen Ausflug zum Kap Finisterre. Den nicht benötigten Reservetag habe ich dann einfach in Santiago de Compostela verbracht und bin gemütlich durch diese schöne Stadt geschlendert. Wer nicht so viel Zeit hat, kann den Weg natürlich auch in einzelnen Etappen laufen.
Hierfür eignen sich wegen der relativ guten Verkehrsanbindungen folgende Streckenabschnitte:
- Saint-Jean-Pied-de-Port bzw. Pamplona bis Burgos (ca. 11 bzw. 14 Tage)
- Burgos bis León (ca. 8 Tage)
- León bis Santiago de Compostela (ca. 13 Tage)
Was kostet das Ganze?
Nun, das kommt darauf an, welche Ansprüche man stellt. Wenn man selbst oder in der Gruppe kocht, in öffentlichen Herbergen oder auch im Zelt übernachtet, kann man auf dem Camino mit sehr wenig Geld auskommen. Ich habe Pilger getroffen, die in vier Wochen weniger als 300 Euro für Verpflegung und Unterkunft ausgegeben haben. Ich selbst wollte morgens nicht auf meinen Café con leche verzichten und habe mir auch das ein oder andere Pilgermenü gegönnt. Mittags habe ich mir meist im Supermarkt eine Flasche Wasser, ein Baguette oder Sandwich und etwas Obst gekauft. Insgesamt habe ich für den Weg inklusive Fahrtkosten etwas mehr als 1000 Euro ausgegeben. Allerdings war ich auch fünf Wochen unterwegs und bin noch mit dem Bus zum Kap Finisterre gefahren. Wenn man also sparsam, aber nicht knauserig ist,
dann sollte man mit täglichen Ausgaben von etwa 20 bis 25 Euro rechnen.
Wo bekommt man den Pilgerausweis & die Jakobsmuschel
Einen Pilgerausweis (credencial del peregrino) kann man bei den verschiedenen Jakobusgesellschaften anfordern oder direkt vor Ort im Pilgerbüro in Saint-Jean-Pied-de-Port erwerben. Hier erhält man auch gegen eine kleine Spende die Jakobsmuschel für den Rucksack.
Der Pilgerausweis dokumentiert die Pilgerreise nach Santiago de Compostela und berechtigt zur Übernachtung in den Pilgerherbergen. Zudem benötigt man den Pilgerausweis, wenn man am Ende der Reise die Pilgerurkunde (compostela) erhalten möchte.
Um eine Urkunde zu erhalten, muss man zumindest die letzten 100 km vor Santiago zu Fuß, zu Pferd oder in einem nicht motorisierten Rollstuhl gepilgert sein. Für Fahrradpilger gelten die letzten 200 km.
Der Ausweis wird täglich abgestempelt und mit dem jeweiligen Datum (fecha) versehen. Pilger, die nur die letzten 100 bzw. 200 km zurücklegen, benötigen täglich 2 Stempel. Diese erhält man meist in der Pilgerherberge oder auch in Kirchen, Klöstern und Cafés entlang des Weges.
Wie lange geht man wohl so an einem Tag?
Nur solange man kann und möchte! Man sollte lernen auf seinen Körper zu hören und nur nach seinem eigenen Tempo laufen. Es macht absolut keinen Sinn, sich mit anderen Pilgern zu vergleichen oder gar mithalten zu wollen. Ich bin täglich zwischen 22 und 25 Kilometern gelaufen und habe mehrere Kaffeepausen eingelegt oder einfach dort angehalten, wo es etwas Interessantes zu sehen gab. Wenn ich mit jemandem unterwegs war, der schneller laufen wollte, habe ich ihn ziehen lassen und mich mit ihm für die nächste Bar oder Herberge verabredet.
Muss man Spanisch sprechen können?
Nein, nicht unbedingt. Einige Worte sind hilfreich und auch höflich, besonders in den ländlicheren Gegenden, wo vor allem ältere Menschen leben, die nur Spanisch sprechen. Zur Not gibt es aber überall andere Pilger, die gerne beim Übersetzen helfen. Für die Verständigung in den Herbergen und mit den anderen Pilgern reicht das einfache Schulenglisch. Außerdem spricht man nach ein paar Tagen sowieso das sogenannte „Camino-Spanisch“, d. h. man hat sich die wichtigsten Worte angeeignet, um sich auf dem Weg zurechtzufinden. Hier einige nützliche Wörter:
- Weg – camino
- Pilger – peregrino
- Pilgerausweis – credencial del peregrino
- Stempel – sello
- Datum – fecha
- Spende – donativo
- Herberge – albergue
- Apotheke – farmacia
- Sandwich – bocadillo
- Kaffee mit Milch – cafe con leche
Kann man als Frau den Weg alleine gehen?
Viele haben mir davon abgeraten, den Jakobsweg als Frau alleine zu gehen und haben mich im Vorfeld ziemlich verunsichert. Gut, dass ich nicht auf sie gehört habe! Ich habe mich nie unsicher gefühlt und im Nachhinein kann ich sagen, dass es für Frauen oder alle, die sich zum ersten Mal auf eine Fernwanderung begeben möchten, wohl keinen besseren Weg gibt.
Die Strecke ist sehr gut ausgeschildert und relativ einfach zu gehen. Es gibt genügend Herbergen, man muss also keine Angst haben, keine Übernachtungsmöglichkeit zu finden und die anderen Pilger und Menschen entlang des Weges sind unglaublich hilfsbereit und unterstützend. Nicht ohne Grund steigt die Zahl der alleinreisenden Frauen auf dem Camino stetig an. Kann man den Weg also alleine als Frau gehen? Unbedingt!
Was nimmt man alles mit?
Ganz einfach: So wenig wie möglich! Es ist erstaunlich, wie wenig man wirklich benötigt und falls tatsächlich etwas fehlen sollte oder vergessen wurde, kann man es problemlos auf dem Weg besorgen. Insgesamt hat mein Rucksack inklusive Wasser und etwas Proviant in etwa 9 kg gewogen. Meine Packliste findest du hier.
Was tun bei Blasen?
Viele Pilger werden während ihrer Wanderung auf dem Camino von Blasen geplagt. Blasen können extrem schmerzhaft sein und das Pilgervergnügen deutlich einschränken. Auch ich habe immer wieder Probleme mit Blasen und habe mich deshalb bereits vor meiner Pilgertour intensiv mit diesem Thema beschäftigt und mir einige Tipps zur Vorbeugung und Behandlung herausgesucht.
Blasen entstehen, wenn die Haut aufweicht und dadurch empfindlicher auf Druck und Reibung reagiert. Deshalb ist es besonders wichtig, die Füße unterwegs trocken zu halten. Während der Pausen sollte man die Schuhe und Socken ausziehen und lufttrocknen lassen.
Die Wanderschuhe müssen gut eingelaufen sein. Niemals mit neuen Schuhen loslaufen! Wenn es irgendwo reibt oder drückt, sollte man, falls möglich, die Schuhe sofort ausziehen und das Problem beheben und die betroffene Stelle evtl. mit Rollenpflaster abkleben.
Auch die Wahl der Socken ist wichtig. Reine Baumwollsocken nehmen viel Feuchtigkeit auf und sind deshalb nicht geeignet. Spezielle Wandersocken aus Funktionsmaterial halten die Füße trocken und leiten die Feuchtigkeit nach außen ab.
Viele Pilger schwören auf dünne Seidensöckchen, die unter die Trekkingsocken gezogen werden.
Mein absolutes Lieblingsprodukt, um die Füße trocken zu halten, ist ein Fußpulver, das es in jeder Drogerie zu kaufen gibt. Da mir die Dose zu groß ist, um sie im Rucksack herumzuschleppen, fülle ich immer etwas Pulver in einen leeren Gewürzstreuer.
Bei vielen Wanderern beliebt ist Hirschtalg, der die Haut elastisch hält und die Blasengefahr dadurch verringern soll.
Die Füße sollen schon eine Woche vor Beginn der Wanderung täglich damit eingecremt werden und auch jeden Morgen, bevor man losläuft.
Ich habe damit aber keine guten Erfahrungen gemacht und werde Hirschtalg nicht mehr verwenden. Meine Füße wurden durch das Eincremen so glitschig, das ich in meinen, eigentlich gut passenden Schuhen herumgerutscht bin und mir einige unnötige Blasen geholt habe. Wer also von Natur aus bereits etwas schwitzige Füße hat, sollte eher zum Fußpulver greifen.
Falls dann doch eine Blase da ist, hat man entweder die Möglichkeit die Blase geschlossen zu halten und mit einem speziellen Blasenpflaster abzukleben oder man öffnet die Blase vorsichtig mit einer desinfizierten Nadel und drückt die Flüssigkeit mit einem sterilen Tupfer heraus. Die Haut der Blase sollte man unbedingt dranlassen, denn eine intakte Blasenhaut bietet den besten Schutz vor einer Infektion. Dann wird noch eine antibakterielle Salbe aufgetragen und darüber kommt ein Pflaster.
Manche Pilger ziehen mit einer Nadel einen desinfizierten Faden durch die Blase, damit neu entstehende Wundflüssigkeit ablaufen kann. Nach dem Entfernen der Nadel bleibt der Faden in der Blase, die mit einem Pflaster abgeklebt wird.
Ich hatte während meiner Wanderung große Probleme mit Blasen und einmal war mein bandagierter Fuß sogar so dick, dass er nicht mehr in meinen Wanderschuh gepasst hat. Wie dankbar war ich da für meine Trekkingsandalen, die man in der Breite mit Klettverschlüssen verstellen konnte.
Einige Pilger, die ich auf dem Weg getroffen habe, waren vor der Abreise noch im Nagelstudio und haben sich einer Pediküre unterzogen. Das würde ich nicht empfehlen. Schöne Füße sind auf dem Camino nicht so wichtig und ein bisschen Hornhaut schadet nicht. Die Behandlung sollte man sich besser nach dem Weg gönnen.
Die Tipps, die ich hier gebe, beziehen sich auf meine Erfahrungen und treffen sicher nicht auf jeden Pilger oder Wanderer zu. Hier kann nur jeder für sich selbst herausfinden, was seinen Füßen guttut.
Wo kann man unterwegs schlafen?
Für gewöhnlich schläft man als Pilger in einer Pilgerherberge (albergue). Zwischen Saint-Jean-Pied-de-Port und Santiago de Compostela gibt es mittlerweile weit mehr als 200 Herbergen. Es dürfte also kein Problem sein, auch in der Hauptsaison, ein Bett zu ergattern. Falls es wirklich mal „eng“ werden sollte, legen die Hospitaleros (freiwillige Helfer in den Herbergen) noch zusätzliche Matratzen in den Schlafsaal oder verweisen auf eine sogenannte Notunterkunft. Man unterscheidet zwischen öffentlichen, kirchlichen und privaten Herbergen.
In öffentliche Herbergen (albergue municipal), auch Gemeindeherbergen genannt, darf man nur übernachten, wenn man einen Pilgerausweis (credencial del peregrino) besitzt. In der Regel darf man nur eine Nacht bleiben (im Krankheitsfall auch mal länger). Reservierungen sind meist nicht möglich. Die Plätze werden bei Ankunft an die Pilger verteilt. Fußpilger haben Vorrang vor Radfahrern und Reitern. Für eine Übernachtung in einer öffentlichen Herberge zahlt man durchschnittlich zwischen 5 und 7 €. Oft gibt es eine kleine Küche, in der die Pilger Speisen zubereiten können (in den öffentlichen Herbergen in Galicien gibt es in den meisten Küchen kein Geschirr). Waschmaschinen und Trockner sind inzwischen in den Herbergen keine Seltenheit mehr. Auch Computer mit Internetzugang sind oft zu finden. Die Benutzung ist meist umsonst oder basiert auf Spendenbasis. Im Allgemeinen schließen die Herbergen abends zwischen 22:00 und 23:00 Uhr und müssen morgens in der Regel zwischen 7:30 und 9:00 Uhr wieder verlassen werden.
Die kirchlichen Herbergen (albergue parroquial) folgen im Großen und Ganzen dem gerade beschriebenen Konzept der öffentlichen Herbergen, finanzieren sich aber üblicherweise durch Spenden der Pilger. Meist befindet sich dafür eine kleine Box im Eingangsbereich der Herberge, in die man vor dem Verlassen seine Spende einwerfen kann. Oft wird in kirchlichen Herbergen das Abendessen gemeinsam zubereitet und auch gemeinsam gebetet.
Die privaten Herbergen (albergue privado) werden nicht selten von ehemaligen Pilgern betrieben und sind meist sehr gut ausgestattet. Deshalb sind sie in der Regel auch etwas teurer. Für eine Übernachtung zahlt man zwischen 7 und 12 €. Auch eine Reservierung ist in vielen Herbergen möglich. Gegen einen kleinen Aufpreis kann man in manchen Herbergen ein Frühstück dazubuchen.
Wer etwas mehr Privatsphäre haben möchte oder im „Schnarchsaal“ keine Ruhe findet, kann sich vielerorts ein Pensions- oder Hotelzimmer nehmen. Auch einige private Herbergen bieten zusätzlich Einzel- bzw. Doppelzimmer an. Die Preise liegen grob gesagt zwischen 15 und 40 € für eine Übernachtung (meist mit Frühstück). Gute Anlaufstellen, um sich nach Pensions- oder Hotelzimmern zu erkundigen, sind die Touristeninformationen in den jeweiligen Orten.
Für die Abenteurer und Sparfüchse unter den Pilgern empfiehlt sich die Übernachtung im Zelt. Campingplätze gibt es auch auf dem Jakobsweg. Manchmal kann man kostenlos oder für kleines Geld direkt neben den Herbergen übernachten und darf auch die sanitären Anlagen mitbenutzen. Wildes Campen ist in Spanien zwar verboten, aber durchaus nicht unüblich (Zelt spät auf- und früh abbauen, kein Feuer machen und natürlich keinen Müll hinterlassen). Allerdings sollte man sich überlegen, ob man das zusätzliche Gepäck (Zelt. Isomatte, evtl. Kocher …) mit sich herumschleppen möchte.
Gibt es Bettwanzen in den Herbergen?
Ja, die gibt es! Natürlich nicht überall, aber auf dem Jakobsweg kann es immer wieder zu Bettwanzenbefall kommen, und zwar nicht nur in schmuddeligen Herbergen. Bei Bettwanzenbefall sollte man unbedingt die weitere Ausbreitung verhindern. Deshalb sollten betroffene Pilger das Problem der Herbergsleitung mitteilen und nicht einfach weiter zur nächsten Herberge laufen. Bettwanzen sind nachtaktiv und man bekommt sie selten zu Gesicht, doch die Insekten hinterlassen Spuren. Wenn sich kleine Blutflecken und braune Kotkrümel auf dem Bettlaken befinden, sollte man besser das Weite suchen. Wurde man dennoch gebissen, ist das meist harmlos und man sieht nur kleine rote Punkte auf der Haut, die bald wieder verschwinden. Bei manchen Gebissenen bilden sich aber unangenehme und stark juckende Quaddeln. Dagegen helfen Salben mit Antihistaminika, die den Juckreiz lindern und in jeder Apotheke (farmacia) zu bekommen sind. Die befallene Ausrüstung wird von einem Hospitalero in schwarze Müllsäcke gesteckt und für einige Stunden in die pralle Sonne gestellt und anschließend, wenn möglich, sehr heiß in der Maschine gewaschen.
Wie ist das mit der Verpflegung auf dem Weg?
Die Verpflegung auf dem Weg ist absolut kein Problem. Es gibt in fast jedem Dorf einen kleinen Lebensmittelladen, in dem man sich mit dem Nötigsten eindecken kann. Hygieneartikel kauft man besser in größeren Städten, da sie dort günstiger sind. Bedenken muss man nur, dass es in Spanien eine „Siesta“ gibt – d. h. von 14:00 bis 16:00 oder 17:00 Uhr haben die Geschäfte geschlossen. Unterwegs kann man seine Wasserflasche häufig an Trinkwasserquellen (agua potable) auffüllen.
In den meisten Herbergen gibt es kleine Küchen, die allerdings nicht immer ausreichend mit Geschirr ausgestattet sind (das gilt vor allem für die öffentlichen Herbergen in Galicien). Das ist aber auch kein Problem, da man in der Regel überall kleine Restaurants und Bars in der Nähe findet.
Am Anfang meiner Pilgerreise habe ich oft nur Salat oder Pasta gegessen, um auf der „sicheren Seite“ zu sein. Nach einer Weile habe ich mich an die hiesige Küche herangetraut und es nicht bereut. Besonders die verschiedenen Suppen und Eintöpfe (z. B. caldo gallego) sind günstig und machen richtig satt. Für den kleinen Hunger zwischendurch eignen sich Empanadas (gefüllte Teigtaschen) und natürlich Tapas.
Wenigstens einmal sollte man in Galicien eine Pulperia besuchen und eine Portion Pulpo (gekochte Krake mit Öl, Salz und Paprika) probieren. Auch wenn der Anblick vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig ist – es lohnt sich. Als Nachtisch empfiehlt sich ein leckeres Stück Tarta de Santiago (spanischer Mandelkuchen).
Ein Pilgermenü (menú del peregrino) ist ein Drei-Gänge-Menü, das in vielen Herbergen, Bars oder kleinen Restaurants entlang des Weges angeboten wird und zwischen 8 und 12 Euro kostet. Meist werden dazu Wein (eine Flasche pro Tisch oder ein Glas pro Person) und manchmal auch etwas Brot gereicht. In jedem Menügang gibt es mehrere Wahlmöglichkeiten:
- Als Vorspeise (primero plato) gibt es meist Salat, Suppe, Makkaroni oder Spaghetti in Tomatensoße.
- Der Hauptgang (segundo plato) besteht aus Fleisch- oder Fischgerichten mit Beilage (meist Pommes frites).
- Zum Nachtisch (postre) gibt es wahlweise Eis, Flan, Pudding oder ein Stück Santiago-Torte.
Was ist ein heiliges (compostelanisches) Jahr?
Am 25. Juli wird der Jakobustag gefeiert. Fällt dieser Tag auf einen Sonntag, dann ruft die katholische Kirche das Heilige Jahr in Santiago de Compostela aus. Römisch-katholische Christen, die in diesem Jahr das Apostelgrab besuchen und an verschiedenen religiösen Zeremonien teilnehmen, erhalten einen vollständigen Ablass ihrer Sündenstrafen. Sie betreten die Kathedrale durch die „Pforte der Vergebung“ (puerta de perdón), auch heilige Pforte (puerta santa) genannt.
Wo erhält man die Compostela?
Als Nachweis für die Pilgerschaft auf dem Jakobsweg dient der Pilgerausweis (credencial del peregrino), den man im Pilgerbüro (oficina de peregrinos) in der Rúa Carretas 33, unweit der Kathedrale, vorlegen muss.
Die historische Pilgerurkunde erhält man nur, wenn die Wanderung aus religiösen Motiven gemacht wurde. Wer angibt,
den Weg aus sportlichen oder kulturellen Gründen gegangen zu sein, erhält ein einfacheres Zertifikat. Für einen Euro kann man im Pilgerbüro auch eine Papprolle zur sicheren Aufbewahrung erwerben.
Wie erreicht man das Kap Finisterre?
Das Kap Finisterre kann man mit dem Bus oder natürlich auch zu Fuß erreichen, indem man seine Pilgerreise in Santiago de Compostela einfach fortsetzt. Für mich stand von Anfang an fest, meinen Weg in Santiago zu beenden. Trotzdem wollte ich unbedingt ans „Ende der Welt“ und mir den 0-km-Stein und den Leuchtturm anschauen.
Ab dem Busbahnhof (estación de autobuses) in Santiago de Compostela verkehren regelmäßig Busse nach Fisterra.
Die einfache Fahrt kostet etwas mehr als 13 Euro und dauert ungefähr drei Stunden. Wenn man sich einen Fensterplatz auf der linken Seite sichert, hat man während der Fahrt zum Kap einen schönen Blick auf das Meer.
Die hier beschriebenen Tipps und Infos beziehen sich auf meine eigenen Erfahrungen, die ich während meiner Wanderung auf dem Camino Francés gemacht habe und treffen vielleicht nicht auf jeden zu. Ich hoffe, sie können dir trotzdem bei der Planung deiner Pilgerreise helfen und dich in deinem Vorhaben bestärken, diesen wunderschönen Weg zu gehen …
„Buen camino“
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